Wörter reisen, seit es Sprache gibt. Lasst uns gemeinsam nachsehen, woher sie kommen. Mit unserem Reisewörterbuch jetten wir Folge für Folge durch die Länder und sammeln ein paar deutsche Wortsouvenirs aus anderen Sprachen. Erste Etappe: Italienisch.

Sommer, Sonne, Strand und Meer. Wir Österreicher·innen trauern heute noch dem politischen Ungeschick unserer imperialen Vorfahr·innen nach, das uns 1918 mit dem Verlust von Triest unseren Zugang zur Adria gekostet hat. Heute liegt die majestätische Hafenstadt in Italien. Unserem Lieblingsurlaubsland.

Nur leider haben wir sehr wenig Gespür für die Sprache unserer südlichsten Nachbar·innen. Wir suhlen uns morgens in Jesolo, essen Gnocchi und gönnen uns nach dem Abendmahl noch eine Tasse Espresso. Dabei ist Italienisch gar nicht so schwer. Die deutsche Sprache ist schließlich voll davon. Vor allem in der Küche. Neben Pizza, Pasta und Spaghetti hat es noch so einige andere Wortvagabunden Richtung Norden verschlagen.

Auch die kleinen grünen Zucchini kommen hierzulande auf die Teller. Nur hat sich bei uns die italienische Pluralform im Singular eingebürgert. Denn eigentlich müssten wir von einem Zucchino sprechen. Die Verkleinerungssilbe –ino macht aus der italienischen zucca nämlich einen Kürbis im Miniformat.

Gemüsefans kommen auch bei Brokkoli und Blumenkohl auf den Geschmack. Auch die grünen Blüten des Brokkoli sitzen eigentlich auf einem Plural. Der Singular broccolo hat sich aus dem italienischen Wort für Schössling gebildet. Das Kompositum Blumenkohl klingt im ersten Augenblick nun gar nicht italienisch. Erst wenn man es ins Österreichische übersetzt, fällt die Verwandtschaftsbeziehung auf. Der österreichische Karfiol ahmt nämlich die italienische cavolfiore nach. Eine Kohlblume eben. Der Karfiol darf allerdings nicht mit der Kartoffel verwechselt werden. Und die Kartoffel nicht mit dem Trüffel. Auch wenn sich die beiden sowohl ähnlich sehen als auch sprachlich nahe stehen. Die Kartoffel wurde früher nämlich Tartuffel genannt. Das kommt daher, weil sie häufig für den viel edleren tartufo gehalten wurde, und in der italienische Verkleinerungsform tartufolo als “kleiner Trüffel” gehandelt wurde.

Für alle, die es eilig haben, reicht aber auch ein schneller Salat. Vielleicht aus Mozzarella oder Rucola? Manchmal hält doppelt nämlich besser. Das scharfe Kreuzblütengewächs wurde hierzulande zunächst als Rauke verspeist, das man damals schon an das piemontesische ruca angelehnt hatte. Nachdem die alte Rauke schließlich in Vergessenheit geraten war, brachte erst der italienische Name im Diminutiv erneut ordentlich Pep auf den Salatteller. Auch der kugelige Mozzarella aus dem Süden darf auf keiner Speisekarte mehr fehlen. Das Abtrennen der einzelnen Käseportionen von der Gesamtmasse, im Italienischen mit mozzare bezeichnet, brachte dem Frischkäse seinen tückischen Namen ein. Hut ab vor allen, die den Mozzarella noch nie falsch geschrieben haben. Der fertige Salat wäre aber auch ohne Rucola und Mozzarella italienisch. Das italienische salata, eine ältere Nebenform von insalata, leitet sich vom lateinischen sal ab, einer Zutat, die in keinem Salat fehlen darf: dem Salz.

Wer es lieber süß mag, greift vermutlich eher zum Marzipan. Ja ja, hier scheiden sich die Geister, oder die Geschmäcker. Sowohl die Sache als auch das Wort wurden im 16. Jahrhundert aus Italien eingeführt. Woher die Italiener·innen das Wort hatten, weiß man heute nicht so genau. In Venedig, wo das Zuckerwerk aus dem Nahen Osten eintrudelte, soll man mit marzapane auch die Schachteln bezeichnet haben, die man für den Transport des Zuckerwerks verwendet hat.

Auch die Schachtel selbst stammt übrigens aus Italien. Über Tirol wanderte die italienische Dose mit Deckel, die scatola in die deutschsprachigen Gebiete. Das zusätzliche zwischen a und t in Schachtel verdanken wir aber den Baiern mit i, also den Sprecher·innen der bairischen Dialekte.

Also nehmt eure spaghetti, euren cavolfiore, euer marzapane, packt es in eure scatola und bezahlt das Ganze an der Kassa. Denn auch die stammt aus dem Italienischen.