SprachGeschichten

Vom Hüpfen zwischen Sprachen und Kulturen

In der Reihe SprachGeschichten spreche ich mit mehrsprachigen Menschen über ihre Sprachbiographie. Sie alle erzählen mir welche Sprachen sie sprechen und welche Rolle sie in ihrem Leben spielen. Heute spreche ich mit Laura. Laura ist in Sardinien geboren und aufgewachsen. Seit 2016 lebt sie mit ihrem Mann und ihrer zweijährigen Tochter in Leipzig.

Lauras Sprachenportrait

Wie alle meine Gäst*innen hat auch sie ein Sprachenportrait gemalt, bevor wir uns getroffen haben. Doch diese scheinbar einfache Aufgabe stellt Laura vor eine große Herausforderung. Was für eine bunte Mischung, denkt sie, und muss schmunzeln, bevor sie anfängt, mir zu beschreiben, was genau sie da eigentlich gemalt hat. In ihrem Sprachenportrait finden wir Italienisch, Sardisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Hebräisch. Auch wenn sie nicht alle Sprachen gleich gut kann.

Mehr als eine Sprache

Sardisch ist für Laura mehr als nur eine weitere sprachliche Kompetenz. Sie hat diese Sprache in ihr Herz, ihr Lächeln, ihren Kopf, ihre Hände, in eine Halskette und in viele Noten als Zeichen für Musik außerhalb ihrer Körpersilhouette gepackt.

Sardisch ist eine romanische Sprache, die auf der Mittelmeerinsel Sardinien gesprochen wird. Im Vergleich zu anderen romanischen Sprachen weist das Sardische noch viele Parallelen zum Lateinischen auf. Seit dem Ende der 1990er Jahre ist Sardisch in Italien als Minderheitensprache anerkannt. Heute wird es, in den meisten Fällen neben Italienisch, noch von etwas mehr als einer Million Sard*innen gesprochen. Eine Gleichstellung mit dem Italienischen, so wie beim Deutschen in Südtirol, gibt es jedoch nicht. Daher wird Sardisch heute als stark gefährdete Sprache eingestuft.

Grenzen, die sich vermischen

Als Laura mit ihrer Beschreibung fertig ist, fällt mir ein kleines Kästchen am unteren Rand des Blattes auf, direkt neben ihrem linken Fuß. Ein kleines Kästchen mit einem kurzen Schriftzug. Was hat das zu bedeuten?

Dove i confine si misch…

Wo sich die Grenzen vermischen. Ein vermischter Satz über’s Vermischen. Denn oft ist es nicht so einfach, Sprachen voneinander abzugrenzen oder zu beschreiben, mit welchen Sprachen man sich identifiziert. Mehrsprachigkeit ist mehr als bloß das Beherrschen mehrerer Sprachen.

Vom Alten und vom Neuen

Laura Sprachbiographie ist geprägt von Abschieden und Neuanfängen, von harter Arbeit und dem Gefühl in Sprache etwas zu finden, was wirklich von Bedeutung ist. Sie erzählt vom Deutschlernen und ihrem Engagement für das Italienische, vom zweisprachiger Erziehung und ihrem Wunsch, auch das Sardische an ihre Tochter weiterzugeben.

Die ganze SprachGeschichte hört ihr in der aktuellen Folge.

Liebe Laura, danke für deine Offenheit. Ich finde es toll, wie du die Mehrsprachigkeit in deiner Familie lebendig hältst und wünsche dir, dass deine Tochter irgendwann genau so leicht zwischen Sprachen und Kulturen hüpfen kann wie du.

So findet ihr Laura im Internet